10. Dezember
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Ein Herz und vier Pfoten
Von Diana Busch
Gesprochen von Fiona Stifter
Als die Tür ins Schloss fiel und sie alleine in ihrer Wohnung stand, atmete sie tief ein und sah sich um. Das war es also, ihr neues Zuhause. Vor drei Monaten war ihr Mann gestorben und da die Kinder schon seit Jahren ausgezogen waren, war das Häuschen am Stadtrand viel zu groß für sie. Also verkaufte sie es an eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern und suchte sich eine Wohnung in der Stadt. Ihre Nachbarn hatten ihr beim Umzug geholfen, denn ihre Kinder wohnten zu weit weg.
Es war so ruhig, ohne Hermann. Was sollte sie nur ohne ihn anfangen? Ihre gemeinsame Leidenschaft war das Spazierengehen. Doch seit ihr Mann nicht mehr da war, hatte sie keine Lust mehr darauf.
Seufzend ging sie zur Garderobe und zog ihre Jacke an. Morgen war Heiligabend und sie hatte kaum noch Vorräte da. Es würde ihr erstes Weihnachten sein, dass sie alleine feiern würde. Bei dem Gedanken daran, wurde es ihr schwer ums Herz. Betrübt griff sie nach ihrer Tasche und verließ die Wohnung.
Es war bereits dunkel, als sie aus dem Supermarkt kam. Sie war gerade ein paar Meter gelaufen, da hörte sie ein leises Winseln. Ihr Blick fiel nach rechts in eine kleine Seitengasse. Dort saß ein weißer Malteser. Gerda blieb stehen.
„Na, mein Süßer“, sagte sie. „Wo sind denn dein Frauchen oder dein Herrchen?“
Der kleine Hund sah sie an.
„Der hat kein Frauchen oder Herrchen mehr“, hörte sie eine Stimme über sich.
Erschrocken blickte Gerda nach oben. Aus einem Fenster sah eine ältere Frau.
„Wie meinen Sie das?“, fragte Gerda.
„Der Hund gehörte dem alten Hannes, aber der ist letzten Monat gestorben. Er hatte keine Familie und niemand wollte den Hund. Seitdem lebt er hier auf der Straße.“
„Aber, wieso nehmen Sie oder jemand anderes ihn nicht?“
„Nee, nee. So ein Hund kostet viel zu viel Geld und mit meinen Beschwerden kann ich auch nicht mit ihm raus. Und so wird es den meisten hier gehen.“
Gerda sah den Hund an. Er sah ausgehungert aus. Sie griff in ihre Tasche, holte die Wurst hervor, die sie gekauft hatte, und legte sie ihm hin. Danach wandte sie sich um und ging nach Hause.
In der Nacht tobte ein schwerer Sturm und am nächsten Morgen war alles mit weißem Schnee bedeckt. Sofort fiel ihr der kleine Hund ein. Er musste doch schrecklich frieren bei dieser Kälte und nun auch noch dieser Schnee.
Eilig zog sie ihre Jacke an und verließ das Haus. So schnell sie konnte lief sie zu der kleinen Gasse, doch es war kein Hund zu sehen.
„Komm, kleines Hündchen“, rief sie. Doch es regte sich nichts. „Na komm, wo versteckst du dich?“ Gerda bekam Angst. Was, wenn ihm etwas zugestoßen war? Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt. Immer wieder rief sie, doch ohne Erfolg.
Gerade wollte sie die Gasse verlassen, als sie ein Geräusch vernahm. Sie blickte sich um, konnte aber nichts erkennen. Da fiel ihr ein kleiner Karton auf, der neben einem großen Müllcontainer stand. Sie ging darauf zu und hob ihn hoch. Vor ihr lag der kleine Malteser, zusammengekauert und am ganzen Leibe zitternd.
„Du Armer, du bist ja halb erfroren.“ Sie bückte sich und nahm den Hund auf den Arm. „Ich nehme dich mit.“
Zurück in ihrer Wohnung legte sie ihn auf eine Decke in der Nähe des Weihnachtsbaumes und gab ihm zu essen und zu trinken. Wenig später schlief er erschöpft ein. Gerda lächelte, als sie ihn beobachtete und seinen gleichmäßigen Atemzügen lauschte. Nun war es nicht mehr still in ihrer Wohnung. Sie verbrachte Weihnachten nicht alleine und hatte endlich wieder einen Grund, spazieren zu gehen.