14. Dezember
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Lieber Weinemann
Von Nadine Stenglein
Gesprochen von Alina Giotis
Auf dem städtischen Weihnachtsmarkt herrschte reges Treiben. Dicht an dicht gedrängt warteten sämtliche Kinder darauf, endlich zu ihm, dem Weihnachtsmann, zu dürfen. Eric seufzte. Was tat man nicht alles für ein paar zusätzliche Kröten. Schließlich erwartete Alice die Klunkerkette unterm Weihnachtsbaum. In ihren Augen war er der angehende Anwalt, der bereits eine Stelle in einer angesagten Kanzlei der Stadt hatte. Dass er dort in Wahrheit nur ein kleiner Bürogehilfe war, musste ein Geheimnis bleiben. Und auch das hier.
Die Kinder, die zu ihm kamen, interessierten sich hauptsächlich für die Geschenke. Irgendwann tauchte wie aus dem Nichts eine junge hübsche Frau vor ihm auf. Schneeflocken verfingen sich in ihrem kastanienbraunen, schulterlangen Haar. So hatte Eric sich früher immer das Christkind vorgestellt.
Sie gab ihm ein blaues Kuvert.
„Der Zettel darin ist von meinem Sohn Ben. Er ist fünf und glaubt fest an Sie. Also an den Weinemann. So nennt er den Weihnachtsmann immer. Leider ist er im Krankenhaus, kann dieses Jahr nicht vorbeikommen.“
Eric schielte flüchtig auf das Kuvert, welches mit vielem bunten Gekritzel versehen war, und steckte es dann ein.
„Bens achtjährige Schwester Sophie hat dessen Bitte aufgeschrieben“, erzählte die Frau.
Eric fasste in den Geschenkesack. „Hier, geben Sie ihm das mit einem fetten Weihnachtsgruß vom Weinemann.“
Zögerlich nahm die Frau das Päckchen an sich. „Danke! Aber lesen Sie bitte den Brief.“
Eric achtete nicht mehr auf sie und sie verschwand. Wenig später traten zwei weitere Frau auf ihn zu. Er erschrak, denn eine davon war Alice. „Ist das nicht dein Eric?“, fragte ihre Freundin.
Am liebsten wäre der im Erdboden versunken. Alice kam näher, zog ihm den Bart ab und erstarrte. „Was tust du da? Sagtest du nicht, dass du heute den ganzen Tag mit wichtigen Leuten von der Kanzlei in einem Meeting bist?“
Er räusperte sich. „Ich wollte … ähm … Ich bin …“
Die Freundin lachte. „Der große Anwalt verdient sich also was nebenbei. Der Weihnachtsmann hier wird doch von der Stadt bezahlt. Das weiß ich. Läuft es nicht mehr so gut in der Kanzlei?“
Eric konnte nichts sagen. Alice gab ihm eine Ohrfeige. „Du blamierst mich. Vielen Dank. Wir sprechen daheim weiter. Idiot!“
Schnell zog sie ihre Freundin weiter. Eric sah ihnen nach und brach den Weihnachtsmannjob ab. Dann öffnete er das Kuvert, das ihm die Frau gegeben hatte und las den Brief, der darin steckte:
„Lieber Weinemann, hoffentlich ist es okay, dass ich dich um Hilfe bitte. Frag den lieben Gott doch bitte, ob er mir nicht einen Engel schicken kann, damit Mama nicht mehr so viel weint, weil ich krank bin und sie Angst um mich hat. Nur wenn es nicht zu viel Mühe macht. Mehr will ich gar nicht. Danke, dass es dich gibt. Vielleicht kommst du mich ja mal besuchen. Gruß an deine Rentiere. Ben“
Auf der Rückseite des Briefes stand die Adresse eines Krankenhauses. Eric machte sich sofort auf den Weg dorthin. Und als er dort auf Ben und seine Mutter traf und ihr warmes Lächeln sah, wusste er, dass er gerade ein Weihnachtswunder erlebte.