15. Dezember

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Nico mit der roten Mütze

Von Milena Tebiri
Gesprochen von Josefine Hoffmann

«Christmas Dream» blinkte es in rosa Buchstaben über dem Eingang. Sie stiess die Tür auf. Dicker Rauch waberte in trägen Schwaden, irgendwo plärrte Ret Hot Chilli Peppers aus einem Lautsprecher, es roch nach Bier, Schweiss und feuchten Kleidern. Ein kleiner Plastikweihnachtsbaum stand auf der Theke, an den Zweigen hingen stumpfe Weihnachtskugeln.
Wo war er? Ihr Blick wanderte zwischen den Alkoholleichen, die über Schnapsgläsern meditierten. Da, der einzige, der eine rote Nikolausmütze trug. Das musste er sein. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Zögernd näherte sie sich.
«Sind Sie Nico?» 
Er nickte kurz mit dem Kopf und wies mit dem Finger auf den gegenüberliegenden Stuhl.
Ihre Hände zitterten, sie nestelte am Gürtel, schälte sich aus dem Wintermantel und liess sich auf den Stuhl gleiten. Den dicken Daunenmantel hielt sie wie ein Schutzschild vor ihre Brust. 
«Was wird die Mordwaffe sein?»
Sie schaute sich nach dem Barkeeper um, dieser dachte, sie wolle etwas bestellen und kam auf sie zu. Nico, der soeben seinen Mantel öffnen wollte, hielt in der Bewegung inne.
«Was darf’s sein?»
«Haben sie irgend einen Fruchtcocktail ohne Alkohol?» 
«Ich kann den Christmas-Countdown empfehlen. Etwas scharf, mit Chili, Ananassaft und  Zitronenlimonade, damit heben Sie auch ohne Alk ab», der Barkeeper grinste. Sie nickte. «Ok, nehm’ ich.»
Sobald der Barkeeper weg war, zog Nico seinen roten Mantel auf. Ein glattes Messer blitzte hervor. Sie zuckte zusammen. Er schloss den Mantel wieder und lächelte.
«Damit geht’s sauber und schnell.» 
Sie kratzte sich an den Händen. 
«Mein Mann. Er ist ein Sadist. Schlägt mich zum Vergnügen. War schon zig Mal im Krankenhaus. Wenn ich ihn verlasse, bringt er mich um, darum ...»
«Sie müssen sich nicht rechtfertigen», unterbrach Nico sie. 
«Es ist mir egal, wen meine Kunden aus welchen Gründen umbringen lassen möchten. Wer zahlt, für den töte ich.»
Sie schluckte. Ihr wurde schlecht.
«Die andere Hälfte der Bezahlung werde ich ihnen danach sofort überweisen.» 
«Gut. Ich warte nicht gern auf mein Geld.» Zum ersten Mal blickte er auf. Schwarze, gefährliche Augen. Sie stand heftig auf, der Stuhl kippte, sie hob ihn schnell wieder auf.
«Ich muss jetzt gehen.» 
Er nahm einen Schluck Bier und zuckte mit den Schultern.
Mit weichen Knien warf sie den Mantel um ihre Schultern und eilte hinaus. 
Der Drink! Sie hatte vergessen zu bezahlen. Sie öffnete wieder die Tür und erstarrte. Ihr Cocktail stand auf dem Tisch, daneben sass jetzt jemand, nach vorne gebeugt, tief im Gespräch mit Nico mit der roten Mütze. Ihr Herzschlag setzte aus. Es war ihr Mann.