17. Dezember
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Licht in dunkler Nacht
Von Teresa Kümmerle
Gesprochen von Karsten Wolf
Josef erwachte von einem Geräusch, das nicht vom Wind kam. Dieser heulte um die Jagdhütte, pfiff durch die Ritzen und rüttelte unbarmherzig an den Dachschindeln. Schneeregen schlug gegen das Fenster. Das einzige Licht im Raum kam vom Plastikstern, der dort hing und abwechselnd in verschiedenen Neonfarben aufleuchtete. Die Temperatur im Raum war deutlich abgefallen, seit das Feuer ausgegangen war. Im Kamin johlte es schauerlich wie von Geisterstimmen. Doch, was ihn geweckt hatte, war der Ruf einer menschlichen Stimme. Es klopfte fordernd an der Tür. Wer außer ihm war so verrückt und fuhr mitten in einer Sturmnacht hier heraus?
Josef hatte niemandem davon erzählt, dass er jetzt in der Weihnachtszeit, wo alle Welt näher zusammenrückte, das Alleinsein den Menschen vorzog. Nur Walter kam manchmal hier raus, dann teilten sie sich einen Kasten Bier. Aber selbst Walter hatte Familie.
Ein erneutes Klopfen riss ihn aus seiner Starre und er rief: "Walter? Bist du's?"
Zur Antwort folgte noch ein Klopfen und der unverständliche Ruf einer Unbekannten. Einer Frau?
Er fluchte leise, denn die Frau klang verzweifelt und er trug nur seine lange Unterhose.
"Ich komme!", rief er zurück und zog sich eilig seine Outdoorbekleidung an.
Er machte den LED-Scheinwerfer an und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Schon fegte ein eisiger Windstoß herein.
"Was zum Teufel ..." Josef zog den Kopf ein. Er erkannte ein zierliches Persönchen im durchweichtem Daunenmantel. Sie ruderte mit den Armen und versuchte ihm damit irgendetwas zu erklären, denn sie sprach nur gebrochen Deutsch. Aber er verstand Auto und Wald.
"Sie haben sich verfahren?", riet er.
Sie sah ihn unglücklich an. "Tank von meine Auto ist leer. Darf ich reinkommen?"
Josef nickte, auch wenn ihm die Sache nicht schmeckte. Er winkte sie an den Tisch und bückte sich im kleinen Ofen um Feuer zu machen.
Die Frau redete derweil auf ihn ein. "Licht", sagte sie. "Deine Haus ist Licht in dunkle Nacht."
Josef erwiderte nichts. Er schämte sich vor dieser Unbekannten. Er war ein Chaot und stand in der Regel dazu. Das bedeutete, wo er hinkam, herrschte Chaos. Doch er war hier nicht unter Kollegen. Die Frau roch nach edlen Parfüm und wirkte trotz der nassen Kleidung sehr adrett. Er hatte gesehen, dass sie hohe Stiefel trug, die unter dem Marsch durch den dunklen Wald ein wenig gelitten hatten. Sie musste lange umher geirrt sein, nachdem ihr Wagen stehen geblieben war.
Mit einem Ächzen richtete er sich auf, denn das Feuer brannte. "Ich bin der Josef."
"Maria", sagte sie da.
Er schüttelte den Kopf. "Verrückt. Maria und Josef."
"Nicht verruckt." Sie hob mahnend den Finger. "Ein Zeichen. Ich hatte Angst. So Angst. Aber dein Haus, deine Stern an Fenster war Licht in dunkle Nacht. Das ist ein Wunder. Mein Wunder an Weihnachten."
Sie strahlte ihn an und er spürte, wie ihm innerlich ganz warm wurde. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, dass sie zu ihm gefunden hatte. Mit einem Mal war er froh, dass er helfen konnte. Ein Lächeln breitete sich in Josefs Gesicht aus.