18. Dezember

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Emilys Schneeflocke

Von Helmut Berger
Gelesen von Daria Wulle

Als die Schneeflocke aus den Wolken brach, hatte sie nur einen Wunsch: Sie wollte einem freundlichen Wesen ein besonderes Geschenk machen. Sie wollte nicht, wie die meisten Schneeflocken irgendwohin fallen, nein, sie wollte etwas Besonderes leisten. Nur wusste sie noch nicht genau, um was für ein Geschenk es sich handeln sollte und wer sollte es überhaupt bekommen? Bis sie zur Erde kam, hatte sie noch Zeit darüber nachzudenken.
Doch ihr Fall ging schneller, als sie gedacht hatte. Sie sah schon die Straßen und Gebäude der Menschen. Auf die Straßen wollte sie nicht, denn diese Blechmaschinen hatten keinen Sinn für Schnee. Sollte sie zu dem Menschen fliegen, der seine Blechmaschine vom Schnee befreit? Nein, der mochte sicher auch keinen Schnee.
Da sah sie einen Mann, der einen Schneemann baute. Ja, der hatte etwas für Schnee übrig. Sie wollte schon auf ihm landen, da entdeckte die Schneeflocke ein kleines Menschenkind, das sie direkt ansah und die Hand nach ihr ausstreckte. Sie gab sich alle Mühe, um auf der Hand zu landen. Sie landete sogar mitten auf der Haut des Kindes. Die Haut war warm und weich und die Schneeflocke wusste, dass sie schmelzen würde. Sie sagte noch: »Liebes Kind, mögest du ein Kind des Winters werden«. Das Letzte was die Schneeflocke sah, war das Lächeln auf dem Gesicht des Kindes. Sie wusste, dass ihr Wunsch in Erfüllung gehen würde.

Die einjährige Emily stand an der Balkontür und blicke staunend nach draußen. Die Welt hatte sich verwandelt und alles war plötzlich weiß. Sie rief: »Mama, da!«, und zeigte nach draußen.
Ihre Mutter kam und sagte: »Ja, mein Schatz, das ist Schnee. Komm, wir gehen nach draußen.« Ihre Mutter zog die Kleine an und trug sie in den Garten.
Papa war schon draußen und baute einen kleinen Schneemann, der ungefähr Emilys Größe hatte. Dieser hatte Augen aus Kronkorken, eine Tannenzapfen-Nase und einen Mund aus Lametta. Emily beäugte den Schneemann argwöhnisch. »Das ist ein Schneemann«, sagte Papa. »Der tut dir nichts.«
Doch Emily war bereits abgelenkt von den ganzen Schneeflocken, die um sie herumtanzten. Sie sah nach oben und zeigte in den Himmel. »Da!«, sagte sie wieder und zeigte überall hin. »Das ist der Schnee, der alles weiß macht«, sagte Mama.
Emily hielt die Hand nach oben und eine besonders große Schneeflocke landete mitten auf ihrer Hand, genau auf dem Loch ihres Fäustlings. Emily betrachtete verwundert die Schneeflocke, die einfach schmolz. Emily lächelte, als hätte die Flocke ihr ein Geheimnis verraten.
»Die Schneeflocke ist geschmolzen«, sagte ihre Mutter. »Sie ist von ganz weit oben aus den Woken gekommen, nur für dich. Jetzt ist sie weg.«
Da lachte Emily und wollte plötzlich aus den Armen ihrer Mutter. Sie stapfte durch den Schnee, direkt auf den Schneemann zu und lachte erneut. Sie hob ein wenig Schnee auf, um den Schneemann damit zu füttern. Sie streichelte den Schneemann am Kopf. Dass Schnee durch ihren Handschuh trat, schien Emily nicht zu stören.
Ihre Eltern sahen sich nur an, hatten beide den gleichen Gedanken: »Die Schneeflocke hatte Emily verwandelt.«

Emilys liebste Jahreszeit sollte für lange Zeit der Winter bleiben.