20. Dezember

Inhalte von Youtube werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf “Zustimmen & anzeigen”, um zuzustimmen, dass die erforderlichen Daten an Youtube weitergeleitet werden, und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in unserer Datenschutz. Du kannst deine Zustimmung jederzeit widerrufen. Gehe dazu einfach in deine eigenen Cookie-Einstellungen.

Zustimmen & anzeigen

Zum Hören bitte Bild anklicken!



Schalgedanken

Von Laura Peikert
Gesprochen von Swaantje Joeck

Bald war Weihnachten. 
Die Zeit, in der Weihnachtsmärkte einluden, wunderschöne Handwerkskunst zu bewundern, allerlei Gebäck zu naschen und heiße, nach Zimt und Sahne duftende Getränke zu schlürfen. Zimtsterne vor dem Kamin, in klirrender Kälte Schlittschuhlaufen. Weihnachtskugeln und Lichterketten aufhängen, Kerzen anzünden, Wochenendausflüge in illuminierte Städte oder schneebedeckter Natur.
Sicher, auch die Zeit der Kommerzkritik, der Hektik, der ellenlangen To-Do-Liste, des 10. Mal entnervten »Was wünscht du dir denn jetzt«-Fragens, aber vorrangig bot sich diese Zeit für erwartungsvolles Genießen an für alle, die es sahen und sehen wollten.
Doch für den kleinen Schal, von dem hier die Rede ist und in einem Schrank lag, galt nur das Erstere.
Er freute sich mit fast schon inbrünstiger Sehnsucht, berstend vor Erwartung, sich um einen Hals zu kuscheln und ihn zu wärmen, zu schützen vor der Kälte, vielleicht sogar Tränen wegzuwischen, wenn sie mit unaufhaltbarer Heftigkeit flossen.
 
Denn einen Hals zu kuscheln, dafür war er gemacht worden, vom ersten Moment seiner Entstehung an. Vom irischen Schaf mit buntem Punkt auf dem Hintern, in den nebligen Hügeln Irlands bis zum roten Wollknäuel im Geschäft war er schlussendlich im deutschen Urlaubskoffer als Souvenir gelandet und mit seit Herbst in aller Heimlichkeit gestrickt worden. Für diesen Zweck.
 Er spürte wie er hochgehoben wurde. Behutsam, aber auch hastig schritt sein Träger voran. Durch das Papier wusste der Schal, dass er sich nun in einem Raum befand, der mit goldenem Licht erfüllt war. Heller als der Schrank, dunkler als Tageslicht. Als er niedergelegt wurde, konnte er wahrnehmen, dass er unter einer duftenden Tanne stand, von welcher an die hundert Lichtlein durch das Papier drangen.
Der Schal lauschte. Die Füße, die ihn hierhergebracht hatten, hatten sich entfernt.
Augenblicke später hörte er das Getrappel und Getrippel von kleineren Füßen.
Erneut wurde er hochgehoben. 
Das Papier knisterte.