22. Dezember
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Der Weihnachts-Wuff
Von Cynthia Taha
Gesprochen von Ulrich Hennings
Der kleine Sammi lebte mit seinem Vater Jose und seiner Oma in einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Sammi war fünf Jahre alt und ein lebhaftes, neugieriges Kind. Sein Vater arbeitete als Pfleger in einem Krankenhaus und hatte oft die Nachtschicht, was bedeutete, dass Sammi viele Abende mit seiner Oma verbrachte. Sie war eine freundliche alte Dame, die ihm oft Geschichten aus ihrer eigenen Kindheit erzählte oder ihm aus dicken Büchern vorlas. Sammi liebte diese Geschichten, die ihn in eine andere Welt entführten. Doch heute war er in einer schlechten Stimmung. Sein Vater hatte ihm versprochen, gemeinsam das Wohnzimmer für Weihnachten zu schmücken, aber nun musste Jose länger arbeiten, weil eine Kollegin erkrankt war. Das alles passierte nur zwei Tage vor Heiligabend, und Sammi fühlte sich enttäuscht und allein.
Verärgert zog sich Sammi in den Dachstuhl zurück, eine enge, staubige Ecke des Hauses, die er als sein eigenes kleines Versteck ansah. Er wusste, dass seine Oma ihn dort nicht finden würde, da sie die vielen Stufen nicht hinaufsteigen konnte. Sie rief nach ihm und versuchte, ihn mit Milch und Plätzchen nach unten zu locken, aber Sammi reagierte nicht. Stattdessen saß er mit angezogenen Beinen auf dem Boden und blickte sich um. Um ihn herum waren viele Kisten gestapelt, gefüllt mit alten Dingen, die niemand mehr brauchte. Neugierig kroch er zu einer Kiste, die ihm besonders auffiel. Mit einem leisen Kratzen öffnete er den Deckel und fand ein altes, schweres Fotoalbum darin.
Sammi zog das Fotoalbum heraus, setzte sich wieder auf den Boden und begann, darin zu blättern. Die meisten Bilder waren alt, schwarz-weiß und vergilbt. Sie zeigten Szenen aus einer längst vergangenen Zeit: Menschen bei Picknicks, in einem kleinen Garten, an einer Scheune. Eines der Bilder zeigte ein kleines Mädchen mit einem lockigen Haarschopf, das fröhlich in die Kamera lachte. Es posierte mit Blumen und Bonbons, und Sammi hatte das Gefühl, dieses Mädchen irgendwie zu kennen, obwohl er sich sicher war, es noch nie zuvor gesehen zu haben.
Dann stieß er auf ein besonders faszinierendes Bild. Das Mädchen mit den Locken hatte ihre Arme um ein seltsames Tier geschlungen. Es sah aus wie ein großer, zotteliger Hund, aber es hatte etwas Seltsames auf dem Kopf. Waren das Hörner? Oder vielleicht ein Geweih? Sammi konnte es nicht genau sagen, aber das Bild faszinierte ihn. Er löste das Foto vorsichtig aus dem Album und machte sich auf den Weg nach unten ins Wohnzimmer.
Seine Oma saß in ihrem Lieblingssessel und las, als Sammi hereinkam. Sie lächelte, als sie ihren Enkel sah, der das Foto wie einen Schatz in den Händen hielt. »Was hast du denn da?«, fragte sie interessiert. Sammi zeigte ihr das Bild und erzählte, dass er es im Dachstuhl gefunden hatte. Seine Oma lachte leise, als sie das Bild erkannte. »Oh, wo hast du das denn gefunden?«, fragte sie, und Sammi erklärte, dass es in einem alten Fotoalbum war.
»Weißt du, wer das Mädchen auf dem Bild ist?«, fragte seine Oma und lächelte ihn an. Sammi schüttelte den Kopf, und seine Oma strich ihm zärtlich über die Wange. »Das bin ich«, sagte sie schließlich. »Das kleine Mädchen mit den Locken, das bin ich, als ich so alt war wie du jetzt.« Sammi sah sie überrascht an, dann sah er wieder auf das Foto. Das Lächeln des Mädchens war tatsächlich dasselbe wie das seiner Oma. Jetzt verstand er, warum ihm das Mädchen so vertraut vorgekommen war. Aber was war das für ein Tier?
Sammi zeigte auf das Bild. »Und was ist das?«, fragte er. »Was ist das für ein Hund? Warum hat er Hörner?« Seine Oma lächelte und schien für einen Moment in Gedanken versunken. »Das, mein lieber Sammi, ist kein gewöhnlicher Hund«, begann sie. »Das ist der Weihnachts-Wuff.«
Sammi sah sie mit großen Augen an. »Der Weihnachts-Wuff?«, fragte er leise. Seine Oma nickte. »Ja, der Weihnachts-Wuff. Er ist der Hund des Weihnachtsmanns. Normalerweise bleibt er am Nordpol und wartet auf die Rückkehr des Weihnachtsmanns. Aber manchmal, wenn ihm langweilig wird, schleicht er sich in den Schlitten des Weihnachtsmanns und begleitet ihn auf seiner Reise, um die Kinder der Welt zu beschenken.« Sammi konnte kaum glauben, was er hörte. »Oma, hast du wirklich den Weihnachts-Wuff gesehen?«, fragte er aufgeregt. Seine Oma nickte. »Ja, als ich ein kleines Mädchen war, habe ich ihn gesehen. Er kam zu uns, und wir haben zusammen gespielt. Es war eine wunderbare Zeit.« Sammi wünschte sich nichts mehr, als den Weihnachts-Wuff selbst zu sehen. »Warum hast du ihn nicht behalten, Oma?«, fragte er. »Dann könnten wir jetzt mit ihm spielen.«
Seine Oma strich ihm liebevoll über den Kopf. »Ach, Sammi«, sagte sie. »Der Weihnachts-Wuff gehört zum Weihnachtsmann. Er muss zum Nordpol zurückkehren, wo er hingehört. Aber wer weiß, vielleicht kommt er ja irgendwann wieder vorbei. Vielleicht, wenn du ganz fest daran glaubst.«
Am nächsten Morgen erzählte Sammi seinem Vater von dem Weihnachts-Wuff und zeigte ihm das Foto. Aber Jose sah nur seine Mutter auf dem Bild, die scheinbar die Luft umarmte. »Vielleicht können nur Kinder den Weihnachts-Wuff sehen«, sagte Jose, und Sammi nickte zustimmend. Sie verbrachten den Tag damit, das Wohnzimmer zu schmücken und Plätzchen zu backen. Die Weihnachtsstimmung erfüllte das ganze Haus, und Sammi konnte es kaum erwarten, am nächsten Morgen die Geschenke zu öffnen.
Am Abend, nachdem sein Vater ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen hatte, hörte Sammi ein leises Geräusch, das wie das Schütteln eines Tieres klang. Er war zu müde, um nachzusehen, aber er glaubte, einen großen Schatten vor seiner Zimmertür vorbeiziehen zu sehen. Lächelnd schlief er wieder ein und war überzeugt, dass es den Weihnachts-Wuff wirklich gab. Er konnte es kaum erwarten, mehr über ihn zu erfahren und vielleicht eines Tages mit ihm zu spielen.