23. Dezember

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Janos Weihnachtswunsch

Von Michaela Göhr
Gesprochen von Pia Fruth

Am Abend des 23. Dezembers beschlossen Jano und der Beagle wie jedes Jahr, den Tannenbaum zu schmücken. Besser gesagt, Jano beschloss es und der Beagle half ihm wie immer dabei. Wie jedes Jahr brachten sie  zusammen Strohsterne und Lametta herbei und Jano hängte die Sachen in den Baum. Nur die  Christbaumkugeln wollte Jano lieber alleine  tragen. Er hatte Sorge, der Beagle könne sie  kaputtmachen. Dabei ließ Jano selbst eine Kugel fallen, sodass sie in tausend Scherben zersprang. Alles genauso wie letztes Jahr. Und wie vorletztes.     
Endlich war der Tannenbaum festlich geschmückt und sie gingen zufrieden ins Bett.  Tatsächlich schliefen sie beide im gleichen  Bett. Jano lag lang ausgestreckt auf der Matratze  und der Beagle rollte sich zu seinen  Füßen zusammen und wärmte sie.  
Am Morgen des Heiligen Abend ging Jano mit dem Beagle zum Bäcker. Der Beagle trug die Zeitung, Jano die Brötchen. Sie kauften auch eine gute Wurst beim Metzger und einen wundervoll duftenden Knochen.  
„Für heute Abend“, sagte Jano und streichelte den Beagle. 
„Was würde ich wohl ohne dich machen?“, meinte er und lachte, als der Beagle ihm die Finger leckte. Die rochen so gut nach der Wurst!  
Den ganzen Tag lang freuten sich die zwei auf  den Abend. Sie putzten die Wohnung, Jano sang Weihnachtslieder, der Beagle heulte dazu und klopfte mit dem Schwanz den Takt. 
Endlich war es so weit - es wurde langsam dunkel und die ersten Lichter der Weihnachtsbeleuchtung in der Straße gingen an. 
Jano steckte nun den Stecker ein und der Christbaum erstrahlte in seinem ganzen Glanz. „Schau nur, wie schön er geworden ist“, sagte Jano.  
„Wuff!“, machte der Beagle und schaute andächtig auf die Lichterkette.  
Dann bereiteten sie sich ein Festessen. Sie teilten sich die gute Wurst vom Metzger. Dazu aß Jano weißes Brot und Paprikasalat mit Zwiebeln. Hmm, wie lecker! Der Beagle bekam noch den Knochen. 
Einen guten Wein gab es auch - aber nur für Jano. Der Beagle mochte dieses stark riechende Getränk sowieso nicht. 
Danach saßen sie beim Weihnachtsbaum und sangen wieder Weihnachtslieder. Jano las die Weihnachtsgeschichte vor und sie hörten Lieder aus dem Radio. Der Beagle mochte die Musik. Er lag mit halb geschlossenen Augen neben Jano auf seinem angestammten Sofaplatz und ließ sich den Kopf kraulen.  
Jano seufzte. „Ach, was geht es uns gut, nicht wahr, mein Bester? Das Einzige, was mir zum Glück noch fehlen würde, wäre ein echtes Gespräch. Ja, das wäre mein größter Weihnachtswunsch, mich einmal richtig mit dir unterhalten zu können, Beagle.“ 
„Komisch, genau das habe ich mir auch gewünscht“, sagte dieser.  
Jano sah den Hund mit großen Augen an.  
„Aber ... das gibt es doch nicht, du kannst ja wirklich sprechen!“  
Jano lachte und die Tränen kullerten ihm aus den Augen, als er den Kopf seines Freundes in beide Hände nahm und ihn lange ansah.  
„Oder habe ich das nur geträumt?“, murmelte er dann, als gar keine Antwort mehr kam.  
„Nein, hast du nicht“, erwiderte der Beagle. 
„Aber ich glaube, das mit dem Verstehen funktioniert nur noch heute Nacht.“  
„Das macht nichts“, meinte Jano und weinte wieder ein bisschen, weil er sich so freute.  Dann redeten die beiden, ganz lange. Sie lachten und scherzten und waren glücklich, einander so gut zu verstehen.  
Erst sehr spät, viel später als sonst, gingen sie  zu Bett. Im Einschlafen murmelte Jano: „Eigentlich wollte ich dich immer mal fragen, wie es so ist, ein Hund zu sein.“  
„Wuff!“, machte der Beagle, denn das Weihnachtswunder war leider schon wieder vorüber.  
„Aha“, sagte Jano trotzdem. Und er schlief zufrieden lächelnd ein. Der Beagle leckte ihm freundschaftlich die Hand und rollte sich dann zu seinen Füßen zusammen.  
„Ohne  einen  Freund  wie  Jano  wäre  Hund-Sein  bestimmt  nicht  so  schön“, dachte er dabei.